So sieht eine digitale Erfolgsstory aus

Alle wollen die Digitalisierung. Nur wenige setzen sie konsequent um. Nicht so die Organisation avanti donne – eine Erfolgsstory der besonderen Art.

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Am Anfang stand die Idee

Frauen mit einer Behinderung sollten eine Kontaktstelle für ihre Anliegen und vor allem eine Stimme erhalten. Das gab es vor dem Jahr 2000 schlichtweg nicht. Es folgte die Gründung des Vereins avanti donne mit dem Ziel der Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Mädchen und Frauen. Diese sollte nicht nur auf der rechtlichen Ebene sondern auch im Alltag stattfinden, also in der Bildung, Erwerbsarbeit, Gesundheitsversorgung, Kultur sowie in der politischen Partizipation. Besonders geschätzt werden die Weiterbildungsangebote sowie die kostenlose Peer-Beratung, also die Beratung von behinderten Frauen und ihren Angehörigen durch selbst betroffene Fachfrauen.

Trotz bescheidener Mittel hat sich die Organisation etabliert. «Unsere Arbeit wird beachtet und sehr geschätzt», sagt Geschäftsleiterin Angie Hagmann. Im Unterschied zu früher werde heute vermehrt daran gedacht, dass die Geschlechterfrage und die damit verbundenen Machtstrukturen Menschen mit Behinderung genauso betreffen wie Menschen ohne Behinderung. «Es ist auch heute noch ein Unterschied, ob sie als Frau oder als Mann von einer bestimmten Behinderung betroffen sind.»

 

Was konnte die Digitalisierung dabei bewirken?

«Die Digitalisierung war die Voraussetzung, dass avanti donne überhaupt funktionieren und sich etablieren konnte. Zum Beispiel brauchen wir dank dem Internet kein Büro und sind trotzdem immer erreichbar», erklärt Hagmann. So können einerseits Kosten eingespart werden und der Verein kann ortsunabhängig aktiv sein. «Viele Frauen, die sich an uns wenden, kennen uns überhaupt nur dank unseren Webseiten. Somit ist die positive Wirkung eher indirekt: Das Internet ist die Voraussetzung, dass uns die Frauen finden, denn wir haben kein Geld für Werbung.» Dreh- und Angelpunkt der Organisation ist der digitale Auftritt. So sind die Angebote von der individuellen Beratung über die Teilnahme an Kursen und Workshops bis hin zu konkreten Hilfestellungen im Umgang mit Behörden und Versicherungen, bei der Wohnungssuche, bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz auf der Website aufgeführt. Auch findet die erste Kontaktaufnahme über diesen Weg statt. «Es geht immer darum, gemeinsam mit der betroffenen Frau den nächsten möglichen Schritt für eine Lösung zu finden. Unsere Aufgabe sehen wir im Ermutigen und Informieren über Möglichkeiten. Entscheiden und weitergehen muss jede Frau selber. An einem konkreten Beispiel gezeigt: Die lernbehinderte Schwester einer Frau hatte gesundheitliche Probleme. Im Heim, in dem die Schwester wohnte, wurde nichts dagegen getan. Die Heimleitung wollte sich nicht „dreinreden“ lassen, was zu einem schweren Konflikt zwischen den Beteiligten führte. Schliesslich wollte das Heim der gesunden Frau quasi „Hausverbot“ erteilen. Die Frau suchte bei verschiedenen Beratungsstellen Hilfe, fühlte sich aber nicht verstanden. Im Internet stiess sie schliesslich auf avanti donne. Wir ermutigten die Frau, sich zu wehren. Mit Hilfe eines Anwalts, den wir vermittelt hatten, erreichte sie, dass sie ihre Schwester wieder aktiv begleiten konnte und diese medizinisch besser betreut wurde.»

So sieht eine digitale Erfolgsstory aus